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18.03.2011
Das Hemd ist blütend weiß, die Haare frisch gewaschen, die Bewerbungsmappe picobello. Stefan Runge, Zehntklässler an der Marienschule in Lingen, marschiert
auf Volker Suresch zu. Runge ist bereit für ein 15-Minuten-Gespräch, das mehr ist
als bloßer „Small Talk“.
Beim Azubi-Speed-Dating in der Gesamtschule kamen viele
Gespräche zwischen Betrieben und Schülerinnen und Schülern
zustande. Das Bild zeigt Industriemeister Jörg Wieland von der
Maschinenfabrik Rosink in Nordhorn mit einem Jugendlichen.
Suresch, Ausbildungsleiter beim Energiekonzern BP in Lingen-Holthausen, sitzt gemeinsam mit weiteren Unternehmensvertretern aus der Metall-, Kunststoff- und Logistikbranche in der Aula der Gesamtschule Emsland. Das Berufsbildungs- und Technologiezentrum des Handwerks (BTZ) hat in Kooperation mit der Lingener Kreishandwerkerschaft zum „Azubi-Speed-Dating“ eingeladen. Die Idee: In kurzen Gesprächen zwischen Ausbildungsbetrieben und jungen Leuten können beide Seiten ein Gespür dafür entwickeln, ob man zusammenpasst. Vor dem „Date“ hatten die Betriebe den Schulen die Anforderungsprofile in ihrer Branche übermittelt und umgekehrt die Jugendlichen ihre Interessen und Neigungen schriftlich fixiert.
Solide Bewerbung
Dann wurden rund 60 junge Leute der neunten und zehnten Klasse aus Gesamtschule, Hauptschulen und Realschulen mit den Ausbildungsangeboten „gematcht“, wie es Herbert Finke vom BTZ formuliert. Die Vorgaben der Unternehmen und die Berufswünsche der Jugendlichen sollten also möglichst kompatibel sein.
Stefan Runge nimmt Platz und überreicht Suresch und einem weiteren Kollegen der BP seine Bewerbungsmappe. Der Beestener interessiert sich für Elektronik und möchte gern in der Raffinerie eine Ausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik machen. Die BP-Leute hören aufmerksam zu und blättern gleichzeitig die Bewerbungsmappe durch. „Die sieht solide aus, da sind keine Blümchen drin“, sagt Suresch. Mit „Blümchen“ meint er Übertreibungen, die nichts bringen, weil sie Leistungen vorgaukeln, die nur „heiße Luft“ sind. Und die möchte Stefan Runge nicht verströmen.
Eine Glocke ertönt. Die 15 Minuten sind herum. Runge und die anderen jungen Leute wechseln die Tische, die Gesprächspartner, die Unternehmen. Dabei hören sie eine ganze Menge darüber, was den Betrieben wichtig ist: Nicht so sehr fachliches Vorwissen, denn der Beruf soll ja erst noch erlernt werden. Sehr viel wert legen die Unternehmen aber zum Beispiel auf das Arbeits- und Sozialverhalten. „Wenn da ‚Mit Einschränkungen‘ draufsteht, ist das ein klarer Minuspunkt“, sagt Industriemeister Jörg Wieland von der Rosink-Maschinenfabrik in Nordhorn. Was hält er vom Speed Dating? „Super, sehr gut“, ist Wieland von dieser Form der Kontaktaufnahme zwischen Betrieben und potenziellen Azubis begeistert.
Stefan Runge weiß, was er will. Zunächst nämlich möchte er die Berufsfachschule Elektrotechnik besuchen. Und danach? Wer weiß, vielleicht war das erste „Date“ mit BP eine „Beziehung“ fürs (Berufs)-Leben.
Teilnehmende Betriebe
Zehn Betriebe aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim nahmen am ersten Azubi-Speed-Dating im Emsland teil. „Wir freuen uns, dass nicht nur große Firmen, sondern auch kleinere Betriebe sich für das innovative Konzept begeistern konnten", so Tilman Stürmer, Geschäftsführer des BTZ. Die folgenden Betriebe nahmen am Speed-Dating teil:
Arnold Lammering GmbH & Co. KG, Schüttorf; August Storm GmbH & Co. KG, Spelle; BP Lingen, Lingen-Holthausen; CNC-Technik Jansen GmbH, Lingen; Gödde Maschinenbau GmbH, Lingen; Kurze GmbH, Spelle; Paus Maschinenfabrik GmbH, Emsbüren; Rosink GmbH Maschinenfabrik, Nordhorn; Schmidt GmbH, Emsbüren; Schüring GmbH, Beesten.
Autoren: Thomas Pertz, Herbert Finke
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